Ein engagierter und langjähriger Bürgermeister tritt zurück, die Zukunft eines ambitionierten Programmleiters des Literaturhauses ist in der Stadt ungewiss und die erste „Hannah-Arendt-Woche“ ist gefährdet. Die Folgen werden erst mit der Zeit spürbar werden. Überregional bleibt hängen: Klütz, das sei ein Beispiel für Antisemitismus und politische Einflussnahme in Kunst und Kultur.
Die von der Schriftstellervereinigung PEN Berlin organisierte Versammlung hätte es ermöglichen können, lösungsorientiert an der Zukunft zu arbeiten, auch wenn der Bürgermeister schon seinen Rücktritt eingereicht hatte. Danke an den PEN Berlin, der den Meinungsaustausch ermöglichte. Wir waren vor Ort und fanden die Atmosphäre und die durchaus kontroversen Diskussionsbeiträge der Klützer ermutigend.
Als Außenstehende kennen wir viele Details nicht, sind auf Presse und Nachrichten von Dritten angewiesen und wissen, dass die Probleme nur von den Partnern vor Ort gelöst werden können. Ob hier noch eine Mediation hilfreich wäre, müssen die Beteiligten entscheiden.
Als LiteraturRat MV stehen wir für Vielfalt, Freiheit von Kunst und Kultur und ein demokratisches Gemeinwesen. Den inhaltlichen Ansatz mit der geplanten „Hannah-Arendt-Woche“ unterstützen wir ausdrücklich. Wir haben vor Ort nicht den Eindruck gewonnen, dass bei der Stadtpolitik Antisemitismus und Ressentiments gegen Michel Friedmann Motive für geäußerte Bedenken und die Ausladung waren. Wir halten allerdings eine transparente Aufarbeitung der Ereignisse und des mehrfach geäußerten Vorwurfs des Antisemitismus zwischen Kulturinstitution und Stadtpolitik für wichtig für eine zukunftsorientierte Weiterführung des Literaturhauses Klütz. Wir glauben an eine positive Fehlerkultur und die Lernchance, die ihr innewohnt.
Die Zukunft des Literaturhauses Klütz als ein starker Ort der Kunst und Debatte in Nordwestmecklenburg muss im Zentrum der Aufarbeitung stehen und eine Entlassung des künstlerischen Leiters sollte nicht vor diesem Schritt diskutiert werden.
Wir werden auch im LiteraturRat gemeinsam beraten, wie wir mit vergleichbaren Situationen umgehen wollen. Wir stehen auf Wunsch gern zum Gespräch und mit Expertise der Fachstelle Literatur und der anderen Literatureinrichtungen des Landes zur Verfügung.
Der Vorstand des LiteraturRats Mecklenburg-Vorpommern
21.10.2025